Bequemlichkeit ist zu einem Statussymbol für Menschen geworden, etwas wofür es sich zu Arbeiten lohnt. Eine Reflektion des Vermögens einer Person. Wer genug Geld hat, kann sich Bequemlichkeit leisten, wer nicht, muss sich mit den traditionellen Methoden und Produkten zufrieden geben. Doch es gibt einen weiteren Kostenfaktor von Bequemlichkeit, einer der nichts mit Geld zu tun hat, einer der sich hinter der scheinbaren Leichtigkeit verbirgt.
Ein üppig Maß an Menschenleid verschuldet die Bequemlichkeit.
Beispielsweise der Kauf eines Staubsaugers bringt eine gewisse Bequemlichkeit hinsichtlich des Putzens, die Produktion und Entsorgung dieses Gerätes sind jedoch alles andere als bequem, sogar sehr unbequem im Vergleich mit einem traditionellen Besen. Das heisst der wahre Preis den wir für ein Produkt bezahlen, wird nicht durch den Preis bestimmt, sondern durch dessen Produktion und Destruktion. Die Menge an Umwelt die wir bereit sind für ein Produkt zu opfern sozusagen…
Erst kürzlich hatte ich eine Diskussion über die Zubereitung von Kaffee und über die Verwendung einer Kaffeemaschine mit Kapseln (z.B. Nespresso) oder einer manuellen Kaffeepresse. Schlussendlich war es diese Diskussion welche zu diesem Artikel hier geführt hat. Die Kapseln sind natürlich viel aufwändiger herzustellen als das reine Kaffeepulver, ein Vergleich der Produktions- und Desktruktions-Bequemlichkeit steht hier wohl ausser Frage. Was mich bei dieser Diskussion wirklich zum Denken anregte, war ein anderer. Was ist eigentlich der Grund wieso man die Kapselmaschine bevorzugen würde? Geschmack könnte einer sein, doch der wahre Grund ist wiederum Bequemlichkeit.
Es ist schnell und einfach zu gebrauchen, ohne die Sauerei. Man braucht kein loses Kaffeepulver zu stampfen. Einfach nur die Kapsel einlegen, Knopf drücken und die Maschine übernimmt den Rest.
Aus Hingabe und bewusster Erschaffung wird unbewusstes Bedienen. Wo ist die Wertschätzung und Kreativität beim Einlegen einer Kapsel? Wohingegen die manuelle Kaffeezubereitung volle Aufmerksamkeit verlangt, von der Sorgfalt des Stampfens bis zur Präzision des ausgeübten Druckes, jeder kleine Faktor beeinflusst den Geschmack. Eine aufwändige Tasse Kaffee die bis zum letzten Tropfen wertgeschätzt und genossen werden kann. Bequemlichkeit hingegen führt zu Konsum ohne Wertschätzung, zu Überkonsum, Verschwendung und Verschmutzung.
Klar, Bequemlichkeit mag uns ein wenig mehr Zeit verschaffen, doch ist es das Wert, wenn sie uns unserer Wertschätzung, unserer Sorgfalt, Umsichtigkeit, Achtsamkeit und Kreativität beraubt? Was nützt uns diese Zeit ohne diese Werte? Damit wir noch mehr Zeit ins Arbeiten investieren können, um dann schlussendlich doch nur wieder ein noch bequemeres Produkt zu erwerben? Ein Produkt dass uns die investierete Zeit in einigen Jahren vielleicht wieder zurückzahlt, wenn es denn so lange hält. Es ist ein endloser Kreislauf. Scheinbare Bequemlichkeit zum Preis unserer Umwelt.
Der Weg des geringsten Widerstandes ist immer auch der Weg, auf dem es mit uns bergab geht.
Letztendlich verbirgt Bequemlichkeit den wahren Wert und die tatsächlichen Kosten. Die Kaffeezubereitung sollte nicht bequem und schnell sein, denn das ist sie nicht. Bequemlichkeit verschleiert unsere Ansicht und täuscht unser Urteilsvermögen. Mit diesem Artikel möchte ich dazu anregen vermehrt auf Bequemlichkeit zu verzichten und stattdessen Freude zum Machen und Vergnügung an Sorgfalt wiederzufinden. Kreation statt Konsumation, der Leidenschaft und unserer Umwelt zuliebe.
Weiterführende Informationen
- Das Video von Greenpeace International bringt es auf den Punkt: Geschichte eines Löffels
- Verwandter Artikel vom WWF: Das Umweltbewusstsein bröckelt